Sonntag, 17. Juli 2011







Ich habe mit den Vorbereitungen für die Reise im Januar 2011 angefangen und hatte damit alle Hände voll zu tun. Es war meistens kein Spaß zu recherchieren, abzuwägen und sich zu entscheiden für das eine oder andere, sei es die Krankenversicherung, der Flug, die Verschiffung oder welche Medikamente wir unbedingt dabei haben sollten.

Unser Familie, den Freunden und Bekannten erzählten wir erst 3 Monate vor Reisebeginn von unseren Plänen. Die ganze Zeit haben wir Rücksicht auf Merlin genommen, da er sich mit der Reise durch Südamerika nicht anfreunden
konnte. Zum Glück hat sich seine Einstellung zu unserem Vorhaben dann doch noch zum Positiven geändert.

Natürlich waren unsere Eltern nicht begeistert und machen sich immer noch große Sorgen um uns. Dies ist einerseits ja ganz normal und auch gut so, aber andererseits ist es für mich schwer die Erwartungen meiner Eltern zu erfüllen.

Der Gedanke für eine längere Zeit auszusteigen hat uns schon viele Jahre
begleitet.
Warum mussten acht Jahre vergehen, bevor wir uns endgültig entscheiden
konnten? Erst wollte ich die Sicherheit nicht verlieren und die
Existensfrage, was ist danach. Ein großer Punkt war natürlich auch das
nötige Geld für die Reise und zu guter letzt die Zweifel die immer wieder
kamen.
Dieses Vorhaben musste wachsen und keiner konnte die Entscheidung für den
anderen treffen.
Nachdem die Unzufriedenheit in und mit dieser Gesellschaft, das Rennen nach
der Zeit und der Konsumrausch für uns unerträglich wurden, war es dann
soweit.

Zwei Jahre vor Beginn der Reise haben wir uns nach einem Südamerika Vortrag
spontan entschieden. Andy hat gleich ein Datum festgelegt und irgendwie
haben wir alles hinbekommen.

Was war das Schwierigste?
Mit den negativen Gedanken und Ängsten die uns entgegen kamen zurecht zu
kommen.
Meine Gedanken wie die Reise wohl ein Jahr mit Merlin klappt, da er in einem
schwierigen Altern ist. Mit 14. stellt man sicht nicht unbedingt vor ein
Jahr mit seiner Schwerster und seinen Eltern auf 4 qm zu verbringen.
Unser Haus zu vermieten, d.h. wir hatten zwar einige Interessenten, aber
jeden wollten wir unser Haus nicht überlassen.
Alle Erledigungen bis zum Tag der Abreise auf der TO DO Liste ausgestrichen
zu haben.

Was hat mich am Meisten überrascht? Freunde und Bekannte die eine andere Reaktion zeigten, negativ wie positiv, als wir erwartet haben.

Was erwarte ich von der Reise?
Ein Jahr intensiv mit der Familie verbringen, was natürlich auch nicht immer
einfach werden wird. Zeit haben für die Kinder, sich auf eine andere Art
kennen lernen, neue Seiten an sich und den anderen entdecken.
Eine andere Sicht der Dinge und der Lebensweisen zu erfahren.
Offener, toleranter und selbstbewusster zu werden.
Den Tag genießen und mit der Jahreszeit leben.
Zeit für mich zu haben.
Erfahrungen die nicht nur mich und Andy prägen, sondern auch die Kinder für
ihr weiteres Leben.
Was werde ich wohl vermissen?
Unsere Küche mit der großen Arbeitsfläche und die vielen Schubfächer in
denen alles gut sortiert zu erreichen ist. Der Backofen vielleicht auch,
aber auf jeden Fall die Toilette, das Telefon und ? sonst fällt mir nichts
mehr ein.

Wie konnten wir uns so eine Reise leisten?
Ohne Andy wäre es nicht möglich gewesen. Er hat Willi gebaut, kennt jede
Schraube an ihm und hat seine ganze Zeit investiert um uns dies Reise zu
ermöglichen. Natürlich ist er auch unser Mechaniker, der die Reifen wechselt
(hiermit hat er Erfahrung aus unserem letzten Urlaub), alles mögliche
reparieren kann und Willi aus schwierigen Situation holt (auch damit hat
Andy schon Erfahrung),
Das Geld haben wir irgendwie zusammenbekommen und hoffen es reicht uns für
die Reise


Ute, 40
Haushaltsmanagerin und Schriftsetzerin



Ein Jahr später


Das Haare waschen und duschen war oft nicht ganz einfach zumindest für uns Frauen. Wir konnten nicht mit eiskaltem Wasser oder bei Wind Haare waschen geschweige denn duschen. So sind wir mit unseren Isokannen gefüllt mit heißem Wasser und einem Messbecher auf die Toiletten der Tankstellen und wuschen uns den Staub aus den Haaren. So konnten wir Wasser sparen und mussten nicht aufpassen alles nass zu machen. Auf diese Weise haben wir auch schon in Tankstellen mit geduscht, d.h. im Messbecher das Wasser gemischt um nicht mit kaltem Wasser duschen zu müssen. So lernt man sparsam mit Wasser umzugehen.


Keiner der eine langzeitreise gemacht hat kann das noch vollziehen, aber man hat irgendwie keine Zeit. Entweder fährt man, plant, unterhält sich, organisiert sich und die Möglichkeit wirklich was für sich zu machen fehlt mir. Ich bin froh, dass ich immer öfter zum Lesen komme, alles andere fällt meist unter den Tisch. Klar auf so engen Raum muss man sich organisieren. Vielleicht ist es ohne Kinder anders?


Uns wurde sehr bald klar, dass wir uns richtig entschieden haben und bereuten es in diesem Jahr keine  einziges Mal. Wir haben viel erlebt, gelernt, gemeinsame Zeit verbracht, viele miteinander geredet, die Verhaltensmuster der anderen viel intensiver wahrgenommen, unseren Horizont erweitert und und und. Reisen bildet!


Heimweh hatte ich nicht einmal und die Vorfreude auf zu Hause blieb lange aus. Claro, wonach sollte ich Heimweh haben, bis auf unsere Familien hatten wir alles was uns lieb und wichtig ist dabei. 


Ich dachte nicht, dass das Aussortieren der Bilder und das auswählen der Bilder für den Blog so viel Arbeit macht. Wir haben eindeutig zu viele Bilder gemacht. Trotzdem bin ich froh die Zeit dafür investiert zu haben, da wir fast täglich neue Sachen gesehen und erlebt haben, rückten  so manche Erinnerungen in den Hintergrund.


Das Zusammenleben auf 7qm war erstaunlicherweise einfacher als gedacht. Das Kochen war manchmal eine Herausforderung, da der platz so begrenzt war. Es gab auch Tage an denen es mich total nervte und die Enge und das dadurch entstandene Chaos kaum zum Aushalten war. Doch durch die wenigen Regentage die wir in diesem Jahr hatten relativierte sich das.
Durch Lillys Beinbruch fehlte eine Wochen ein Sitzplatz, da sie das geschiente Bein hochlegen musste. Einer musste sich auf zwei Kisten, die wir übereinander stellten, an der Stirnseite des Tisches setzen. So wurde es noch enger im Willi. Lilly lag die ersten Tage nur auf dem großen Bett, weil sie so besser spielen konnte. Für mich hieß das mit noch weniger Platz auszukommen. Im Uyuni war es früh so kalt, das wir uns im Willi aufhielten bis die Sonne die gefroren Scheiben auftaute. Um der Enge zu entgehen, schliefen wir lange, lasen noch im Bett und hofften Che musste nicht pipe.


Schwierigkeiten hatte Lilly nach 2 Monaten. Sie hatte starkes Heimweh nach Melanie, ihrer besten Freundin, und dem normalen Alltag. Sie vermisste sogar die Schule, wer hätte das gedacht.  (Das ändert sich aber schnell wieder) Einmal weigerte sie sich sogar einzusteigen und mit uns weiterzufahren. Nach einem langen Gespräch mit ihr, war ich ausgelaucht und Lilly immer noch nicht bereit einzusteigen. Andy machte kurzen Prozess. Er schrie sie an, keine Ahnung was er geschrien hat, aber Lilly stieg ein und wir fuhren los.
Merlin war die ersten Monate oft sehr gereizt unausgeglichen und ihm war immer langweilig, zum Glück gibt es iPod. Er hatte keine Lust zu Reisen und die Pubertät tat ihren Teil dazu. So eskalierte die Situation einmal so sehr, dass Andy und Merlin sich so sehr stritten, dass keiner einen Schritt auf den anderen zu gehen konnte. Meine Energie war am Ende um die Situation zu schlichten. Keiner sage mehr ein Wort und Andy lief in eine Richtung und Merlin in die andere. Wir Frauen standen da und schauten uns fragend an, was nun. Unsere Entscheidung war schnell gefallen, dann gehen wir uns die Stadt anschauen. Irgendwann trafen wir uns alle wieder am Willi und es ging weiter als wäre nie etwas gewesen.
Von da an wurde das Reisen einfacher. Als wir dann auch andere Reisende trafen und die Kinder sich mit anderen unterhalten konnten und von den Erlebnissen und Erfahren der Leute hörten sahen sie die Reise mit anderen Augen. Claro, wir sahen atemberaubende Highlights, fuhren durch Landschaften die wir so noch nie sahen, lernten interessante Leute kennen und wurden immer mehr zu einem Team. Jeder respektierte den anderen mit seinen starken und schwachen Seiten. Es entstanden einmalige und interessante Diskussionen und Gespräche, die wir zu Hause kaum geführt hatten. Die Pubertät zeigte sich immer seltener und die beiden sind wahnsinnig gereift. 


Keine Ahnung was das Jahr alles für Veränderungen im Leben der Kinder und in unserem gebracht hat, alle können wir wahrscheinlich noch nicht fassen.
Auf jeden Fall ein anderes Lebensgefühl. Ich fühle mich freier und dieses Gefühl macht mich selbstbewusster und erwachsener. Ich habe gelernt Ängste zu überwinden und an meinen negativen Verhaltensmustern zu arbeiten. Durch den Abstand vom Alltag hat man die Möglichkeit alles ohne eine Zeitbrille zu.
Schon in der Vorbereitungsphase konnte ich eine Veränderung feststellen konnen. Wir haben mit 40 unser gemeinsames Ziel verwirklicht. Ein Jahr mit so vielen Eindrücken, Erlebnissen, Lebensarten, Herausforderungen und Einschränkungen führten zwangsläufig zu Veränderungen.


Einen geeigneten Schlafplatz zu finden war manchmal nicht ganz einfach. Patagonische Zäune oder in Peru so jedes freie Plätzchen genutzt wurde, erschwerte die Sache ungemein. Wir versuchten immer bei Tageslicht einen Platz zu finden, aber so manches Mal ging die Planung nicht auf. Zu schlechte Straßen, falsche Kilometerangaben, oder eine Höhe auf der wir nicht unbedingt schlafen wollten (zu kalt und zu hoch). Tankstellen war für uns immer eine Notlösung, denn dort konnte man immer stressfrei stehen. Nur in Peru haben wir eine Kleinigkeit gezahlt, ansonsten war das Parken über Pacht kostenlos. Nie fragen ob man campen darf, sonder nach parken fragen!


Oft waren die Nächte in der Natur dunkel, ohne Straßenlaternen, Lichter von Häusern und vom Verkehr. Der Mond manchmal erst um 24 Uhr und dann war die Nacht nicht mehr so dunkel. Es kam aber auch vor, dass der Mond schon am Himmel stand obwohl die Sonne noch schien. Einmal am Meer ging der Mond dort auf wo die Sonne unterging. Nach einer halben Stunde  verschwand der Mond genau an der  Stelle wo er aufging. Übrigens kann man bei Vollmond die Abbildung eines Hasens im Mond erkennen.


Durch lange dunkle Nächte konnten wir ganz unterschiedliche Sternhimmel betrachten. Rosita und Per (ein alter Segler) gaben uns einige Nachhilfestunden in Sachen Sternenkunde. Der Begriff Himmelszelt war gerade im Salar treffend. Wie ein Zelt überspannte der Himmel den Salar, in allen Himmelrichtungen endete der Horizont auf dem Salz. Noch nie haben wir so leuchtende und so viele Sterne gesehen. Auch die Milchstraße und verschiedene Nebel sahen wir sehr intensiv. Mars und Jupiter hatten wir auch noch nie wahrgenommen. Hier ist natürlich der Sternenhimmel anders als in Deutschland, wir sehen das Himmelszelt von der anderen Seite.


Angst hatte ich nur einmal als wir an einer Tankstelle übernachteten. Die Umgebung was etwas unangenehm, der Tankwart kam mir merkwürdig vor und meine Männer machten komische Bemerkungen. Ich konnte kaum schlafen und bei jedem Geräusch bin ich aufgeschreckt. Es war hausgemachte Angst, aber gefährlich war es nie, vom Untergrund her oder wegen unerwarteten Besuchers. Ausgenommen die Todesstraße und die engen Straßen mit Gegenverkehr.


Merlin hat wohl am meisten Spanisch gelernt. Schade war es schon sich nur oberflächlich mit den Leuten zu unterhalten, denn nur die wenigsten sprechen Englisch. Manchmal brauchten wir auch nicht viele Worte um verstanden zu werden und ein anderes Mal wurden wir nicht verstanden, weil wir Worte falsch aussprachen.


Oft war es nicht möglich selbst die Wäsche zu waschen, da sie Bäume oder Zäune zum Aufhängen fehlten. Nervig war es schon, wenn sich die dreckige Wäsche türmte und wir nicht wegen der Wäsche einen Tag Pause einlegen wollten. Wäscherein gibt es überall, aber die Wäsche roch meist so stark und unangenehm nach Waschmittel und Weichspüler.


Internetverbindung war sehr oft schlecht. Freie Netze gab es in Chile nicht oft, aber an den Pazas soll es angeblich immer WIFI geben und man kann das Password erfragen, wir hatten nur einmal Glück damit.
Eine Sichere Sache ist es an Tankstellen nach dem PW zu fragen, aber auch hier hatten wir trotz PW keinen Empfang. In Argentinien war es mit freien Netzen einfacher und bei den YPF-Tankstellen ist es meist offen. In Peru und Bolivien hatten wir an den Hotels, an denen wir standen und selbst dort sehr eingeschränkt. Auch in Internetcafés war das skypen oft nicht möglich. Einen Verstärker ist bestimmt eine gute Investition.












1 Kommentar:

  1. Ach Ute,
    das klingt alles so gut! Ich freu mich so für Euch und auf Eure Erzählungen...und darauf, wenn Ihr wieder da seid! Ihr seid so eine tolle Familie, diese Reise kann nichts anderes als einmalig, wunderbar und ERFAHRUNGSREICH werden!
    Mit ganz viel Herz
    Eure Sarah

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