Dienstag, 22. Mai 2012

9. Mai bis 11. Mai



Death Road – Todesstraße – Ruta de la muertes










Wir mussten quer durch die Stadt um  auf die Totesstraße zu kommen. Da wir ohne Navi keine Chance hatten, nahmen wir uns für 5 Euro ein Taxi. Selbst mit dem Taxi brauchten wir 40 Minuten bis wir an der Mautstelle am Ende der Stadt waren.

Der Pass führt uns auf 4600 Höhenmeter. So habe ich mir die Landschaft in diese Höhe vorgestellt.



Bildergalerie vom Pass











Natürlich wollte ich eine Straße mit so einem Namen nicht fahren. Angeblich verschwinden auf der Strecke jährlich 26 Autos. Ich bremste meine Männer und machte mich schlau. Die Straße wird hauptsächlich von Mountainbiker genutzt und die sind angeblich bis 13 Uhr durch. Anita erzählte mir, als sie die Strecke fuhren kam ihnen kein Auto entgegen und die Straße sei nicht gefährlicher als andere Straßen.







Nachdem wir die Strecke von Santa Maria nach Santa Teresa gefahren sind, konnte die Straße nicht schlimmer sein. Leider doch!

Wir fuhren drei Stunden durch einen Traum von einer Landschaft. Die 30 Km kann man auch schneller durchfahren, aber wir waren so begeistert, deswegen haben wir uns Zeit gelassen. Natürlich waren die Schotterpisten einspurig und der Abgrund sehr steil Auf der Straße gilt Linksverkehr, d.h. Andy fuhr am Abgrund um besser zu sehen, falls er ausweichen muss. Bevor die neue Straße gebaut wurde, machte diese Straße ihren Namen wohl alle Ehre. Hier ging früher der ganze Verkehr durch und da hätten wir verzichtet.


Bildergalerie der Death Road


 Merlin ist gerüstet.


Erst sehen wir mal nichts.
















































Nach 3 Stunden kamen uns Suse und Axel entgegen. Lilly und Andy haben die beiden schon zweimal getroffen, aber Merlin und ich lernten sie heute erst kennen. Nachdem wir eine halbe Stunde auf der Straße gequatscht haben, entschieden wir uns gemeinsam auf ein schönes Plätzchen etwas 2 km von hier zu übernachten. Die Nudeln schmeckten gut, auch wenn Geralds Note fehlte und bei Kerzenschein quatschten wir bis in die Nacht.


Bildergalerie vom Übernachtungsplatz








Am Morgen trennten sich unsere Wege und die restlichen Kilometer der Totesstraße gingen viel zu schnell vorbei. Es ist aufregend hier zu fahren, aber nicht tödlich. Auf diesen letzten Kilometer wird Coka angebaut und wir sahen auch die ersten Männer mit den Backen voller Coca.












 Goldwäscher!















Meine Familie stärkte sich nach dem spärlichen Frühstück mit Hühnchen, Reis und gebackene Banane für 3,60 Euro zusammen. Ich lies mir die leckere Kartoffelsuppe für 50 Cent schmecken.









An der Tankstelle nach Santa Barbara tankten wir den Liter für 30 Cent – hört sich das nicht gut an? Nachdem wir gehört haben in Deutschland soll der Liter schon 1,60 kosten.
In Bolivien soll das Tanken gar nicht so einfach sein. Die Touris müssen den dreifachen Preis zahlen und da die Tankstellen nicht wissen wie sie es abrechnen sollen bekommt man einfach keinen Diesel. Von anderen Reisenden wurde uns gesagt nur an kleine Tankstellen zu tanken, die werden nicht Kameraüberwacht und da sei es kein Problem Diesel zu bekommen. Keine Ahnung ob wir einfach Glück hatten oder ob die Aussage stimmt.

Nach 500 Meter kamen wir in eine Autoschlage und erfuhren, dass die nächsten 60 km erst ab 18 Uhr zu befahren sind. Tagsüber ab 8 Uhr ist die Straße wegen Bauarbeiten geschlossen. Naja, in der Schlange durch die Baustelle ist zwar staubig kann aber nicht gefährlich sein auch im Dunkeln nicht.

So standen wir von 12.30 Uhr an in der prallen Sonne und saßen wie alle anderen im Schatten unseres Willis.

Die belgische Familie stand schon seit 10 Uhr in der Schlange mit drei kleinen Kindern. Die nette Familie trafen wir in Cusco und La Paz. Sie erzählten uns man müsse mindestens bis nach Quiquiby fahren, da dort die Straße tagsüber auch gesperrt sein. Also anstatt 60 km 150 km bei Nacht auf einer Straße die eine Piste sein soll. Fliegen deswegen so viele nach Rurre (140 Euro / Person).

Bildergalerie vom Warten






Gepiesackt von den kleinen Fruchtfliegen, die man weder hört noch spürt, die aber ihre Spuren hinterlassen geht es dann wohl in die Nacht.

Als es nach der langen Wartezeit so langsam los geht, weiß ich zum Glück nicht was kommt, die die Death Road beginnt hier wo sie eigentlich zu Ende sein soll.

Um 17.30 Uhr startet ein Motor nach dem Anderen und die Auto, LKWs oder Busse kamen von hinten in die Lücken gefahren die entstanden als einige nicht länger warten wollten und umkehrten. Die Polizei beruhigte die hupende Meute und alle mussten den Motor wieder ausmachen. Als um 18 Uhr das Stoppschild einen km vor uns weggenommen wurde, fuhren von hinten ein Bus und einige Autos an uns vorbei. Andy reagierte gleich und hing sich hinter einen LKW. So rückten wir ein ganzes Stück nach vorne. Diesen Start kann ist vergleichbar mit dem Start der Paris Dakar. Zum Einen ist es für uns unvorstellbar eine Straße tagsüber zu sperren und das ohne Umleitung und zum Anderen sich vorzudrängeln, nein das passt nicht in die deutsche Ordnung.




 Hier ist wieder linksverkehr und der Bus überholt uns gerade.











Wir stürzen und in das hupende Chaos und keiner nimmt Rücksicht auf den anderen. Merlin hat das Motto gleich erkannt, „wer bremst verliert“ und „der Stärkere gewinnt“. Die ersten 100 Meter bin ich mit dem nicht bremsen noch klar gekommen, aber als die Straße einspurig und die Busse oder LKWs uns überholten und uns hupend und drängelnd Richtung Abgrund schoben, hörte der Spaß auf. 

Hinzu kam der Staub der aufgewirbelt wurde und die fehlende Verkehrstüchtigkeit der anderen Verkehrsteilnehmer (kein Licht) Hauptsache die Hupe geht. Andy fuhr meiner Meinung nach viel zu schnell, gefühlte 80 km/h, tatsächlich waren es 40. So schnell sind wir so schlechte Pisten noch nie gefahren. Andy meinte, er müsse im Strom mit schwimmen oder wir bleiben stehen. Seine Meinung konnte ich nicht teilen. Ich kam schon an meine Grenzen, schlechte Piste, diese Schnelligkeit, dieser Abgrund und jetzt auch noch Gegenverkehr. 


In einer Kurve wichen wir nach rechts (Abgrund)aus und warteten was passiert. Vor uns ein Auto in dieser kleinen Bucht und Willi dahinter. Ich sah die belgische Familie die ganz vorne in der Schlange standen rückwärts fahren. Sie müssen so weit zurückfahren bis sie dem Truck ausweichen können und mit ihnen drei weitere Autos. Merlin drückte mir die Kamera in die Hand, ich soll filmen. Ich wusste nicht wie mir geschah, „wie soll der Truck an uns vorbeikommen“. Andy wurde auch aufgefordert zurück zu fahren, stattdessen fuhr er noch einige Zentimeter Richtung Abgrund. Der LKW fuhr ganz langsam um die Kurve und an uns vorbei, als er fast vorbei war streifte er Willi hinten rechts. (ein super kleiner Kratzer) Die Straße wurde immer enger und die Busse kamen von hinten hupend angeschossen. 

Zum dritten Mal forderte ich Andy auf langsamer zu fahren und da erwachte der Löwe in ihm. Es gab eine Auseinandersetzung und wir flogen förmlich über einen am Ortseingang aufgeschütteten Bremswulst von 30 Zentimeter Höhe. Alle vier berührten wir mit unseren Köpfen die Decke und als Willi wieder Boden unter den Rädern hatte gab es einen lauten Knall und die Tischplatte lag am Boden. (Tisch war zum Bett umgebaut – die Reparatur war kein Problem). Andy heizte weiter, ich krallte mich an den Türgriff und die Kinder beseitigten während dieser Höllenfahrt das Chaos das hinten endstanden ist.

Der Fahrer muss auf so einer Straße sein Auto kennen, denn wir hatten noch unzählige Ausweichmanöver wie oben beschrieben. Nach einer Stunde wars dunkel und links von der Straße war nur noch schwarz zu erkennen und einige Umrisse von Bäumen. Ich wusste zwar der Abgrund ist da, aber die Nacht verschluckte die Tiefe. Nach 2 Stunden wurde die Straße teilweise breiter. In den kleinen Ortschaften die wir durchfuhren gab es Getränke und Essen zu kaufen, aber auch eine Dauerstaubwolke von den rasenden Autos. Die Kinder spielten im Straßengraben und versuchten noch Autos anzuhalten um ihnen etwas zu verkaufen.

In Cxxx stärkte sich meine Familie mit Hähnchen und Reis, das gibt es an jeder Ecke. Ich brachte keinen Bissen runter. 3 Stunden Fahrt und 60 km geschafft. Nachmal 90 km, dann schlafen wir irgendwo.


Was die Kinder auf dieser Fahrt für Kraftausdrücke von Andy hörten, kann ich nicht sagen, es waren eindeutig zu viele. Bei uns hält sich jeder an das ungeschriebene Gesetz, der Bergauffahrende hat vorfahrt. Da das für egoistische Fahrer wie hier nicht zählt, standen wir oft Stoßstange an Stoßstange mit einem LKW am Berg. Andy schimpfte (mit Kraftausdrücken) und fuhr im Dunkeln zurück, so nah wie möglich am Abgrund. Achja, eine Leitplanke gibt es nicht. Ich versuchte mich wirklich so wenig wie möglich zu sagen, schaffe es einfach nicht und ermahnte Andy immer wieder nicht so nah an den Abgrund zu fahren. 

Ich bin ja sowieso von unserem fast Absturz auf der Carretera geschädigt und dazu kommt noch, dass ich ein Weichei bin. Mein Handgelenkt schmerzt, Che nervte weil er mal musste, Lilly ist auf meinem Schoß eingeschlafen und die Männer waren nicht nett, sie meinten ich solle endlich meine Klappe halten. Super!


Merlin und Lilly schlafen dann irgendwann auf den Polstern am Boden und Andy fährt und fährt. Nach 12 Stunden sind wir in Yucumo, Jetzt führt die Straße 100 km geradeaus. Mit dem Sonnenaufgang habe ich so manche heikle Situation vergessen und staune über die Landschaft, das satte Grün, die fremdartigen Bäume, Häuser und die Erdstraße die ewig breit ist.


Nach 15 Stunden sind wir in Rurre.


Als die Männer dann nach dem Regen zurück nach La Paz fuhren haben sie nur 13 Stunden gebraucht obwohl die Straße nass und rutschig war.




Bildergalerie von dem ersten Stück






 So wohnt man hier
















Da es bei der Rückfahrt natürlich auch dunkel war gibt es von der eigentlichen Death Road keine Bilder. 




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